Unsere Schwarmintelligenz Optimal Nutzen
Allzu häufig werden Innovationen allein als Domäne der Chefetage eines Unternehmens angesehen. Doch in Wahrheit haben Kolleg:innen auf jeder Ebene eines Unternehmens mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Ideen, die sehr viel bewegen können. Wie Gabriela Calin, HR-Managerin bei Güntner in Rumänien, sagt: „Sehr häufig sind es die Menschen, die tatsächlich im Produktionsprozess arbeiten, die unsere Anlagen benutzen und unsere Produkte entwickeln, die am ehesten bemerken, wo Verbesserungen möglich sind und wo neue Strategien sinnvoll sein könnten.“
Das war der Gedanke, hinter einem neuen Programm namens Move Idea Management (MIM), zur Ideenfindung, das im März 2023 im Güntner Werk in Sibiu (Hermannstadt) aufgelegt wurde. MIM ist Teil des laufenden Programms MOVE, das allen Kolleg:innen ermöglicht, Ideen auszutauschen, und hat zwei Ziele: Erstens sollte eine Umgebung geschaffen werden, die Innovationen fördert und in der alle Mitarbeiter:innen Motivation und Zugehörigkeit erfahren können. Zweitens sollten Ideen generiert werden, um die Unternehmenseffizienz zu verbessern.
Das Programm wurde ursprünglich über eine Teaser-Kampagne mit Postern und Flyern kommuniziert. Daraufhin folgte ein Schreiben von General Manager Klaus Wittek an alle 800 Mitarbeiter:innen des Werks , mit dem der offizielle Startschuss gegeben wurde. Alle Kolleg:innen waren eingeladen, teilzunehmen und auch abseits ausgetretener Pfade Ideen zu drei Hauptbereichen zu finden: Mehrwert für das Unternehmen schaffen, Kosten reduzieren und Sicherheit erhöhen. Ein Team aus MIM-Botschafter:innen wurde gebildet, um das Programm bekannt zu machen, weitere Poster wurden im ganzen Werk aufgehängt.
Ein offizielles Formular (in Papierform sowie online über einen QR-Code) wurde zur Verfügung gestellt, in dem die Kolleg:innen ihre Ideen nennen konnten. Es wurde eine Leitungsgruppe gebildet, die das Projekt durchführte und die neuen Ideen zusammenstellte, die in zwei Kategorien unterteilt wurden: immateriell und materiell. Ersteres sind Ideen, die auf irgendeine Weise das Arbeitserlebnis verbessern, Letzteres sind Ideen mit potenziellem finanziellen Ertrag.
Jeden Monat trifft sich die Leitungsgruppe, um zu entscheiden, welche Vorschläge validiert werden sollten, und leitet sie an Klaus Wittek weiter, der die endgültige Entscheidung über die Umsetzung vielversprechender Ideen trifft. Alle Kolleg:innen, die validierte Ideen vorgeschlagen haben, erhalten einen Bonus.
Nur wenige Monate nach Start hat das MIM-Programm bereits mehr als 100 neue Ideen produziert. Manche waren einfache, aber höchst effektive Möglichkeiten zur Steigerung der Produktivität, beispielsweise Vorschläge zur Rationalisierung der Arbeit der Maschinenführer:innen, durch die diese mehr Zeit an ihren Maschinen und weniger Zeit mit der Besorgung von Betriebsmitteln verbringen. Andere waren komplexer, beispielsweise in einem Fall die Entwicklung eines Universal-Bauteils für zwei verschiedene Maschinentypen, was weniger defekte Teile zur Folge hat. Die Idee wurde drei Wochen lang getestet und anschließend in den täglichen Arbeitsprozess eingeführt.
„Die MIM-Plattform fördert Engagement und Motivation, weil jede:r Mitarbeiter:in so zu Entwicklung, Fortschritt und Leistung des Unternehmens beitragen kann“, erklärt Marian Serbu, Produktionsleiter und Mitglied der Leitungsgruppe.
„Die sehr hohe Zahl an Ideen spiegelt den Erfolg des Programms wider, das sich bereits sehr positiv auf das Unternehmen ausgewirkt hat“, sagt Cristian Bacila, Technischer Leiter und ebenfalls Mitglied der Leitungsgruppe. „Unsere Kolleg:innen haben uns neue Wege aufgezeigt, bestimmte Probleme zu betrachten.“
Gabriela Calin sagt, die Entscheidung, die „Schwarmintelligenz“ der Güntner Belegschaft zu nutzen, hat sich bereits selbst als gute Idee erwiesen. Und die Zusammenarbeit zwischen Kolleg:innen wurde intensiviert. „In manchen Fällen kommt jemand mit einer Idee und jemand anderes knüpft daran an und findet eine weitere Idee“, sagt sie. Aktuell ist geplant, das Programm bis Ende 2023 laufen zu lassen und Calin erwartet noch viele weitere Ideen.